Große Beute, großer Energieschub

Ronny K16. August 2025
Great hammerhead sphyrna mokarran in blue water

Der Große Hammerhai (Sphyrna mokarran) setzt beim Jagen auf das große Risiko – und auf den großen Nutzen. Während viele Haiarten lieber kleinere, häufig vorkommende Beutetiere jagen, fokussiert sich der Große Hammerhai gezielt auf große Tiere – darunter auch andere Haie wie Schwarzspitzen. Neue Forschungsergebnisse, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Oecologia, zeigen, dass diese Strategie energetische Vorteile bietet: Indem der Hammerhai große Fische, Rochen oder andere Haie jagt, kann er seinen Energiebedarf deutlich effizienter decken.

Mathematik des Überlebens

Erin Spencer von der Florida International University, Hauptautorin der Studie, erklärt: Wenn der Große Hammerhai während der Zeit, in der Schwarzspitzen zahlreich vorkommen, alle drei Wochen einen ganzen Schwarzspitzenhai frisst, hat er genug Energie, um auch Phasen niedriger Beutedichte – bis zu zwei Monate lang – zu überstehen, ohne zu verhungern. Neu eingesetzte biologging-Technologie – einschließlich Sensoren für Geschwindigkeit, Sonar und Video – erlaubte es den Forschenden, die Schwimmgeschwindigkeiten, den Stoffwechsel und Beutebegegnungen der Haie präzise zu erfassen.

Ein Modell zeigt, dass ein etwa 110 kg schwerer Hammerhai nur alle drei Wochen einen ca. 25 kg schweren Schwarzspitzenhai benötigen würde, um seinen Energiebedarf zu decken. Im Gegensatz dazu müsste er täglich ein bis zwei etwa 1 kg leichte Riff-Fische fangen, um auf denselben Energielevel zu kommen.

Entscheidungen unter Energiezwang

Yannis Papastamatiou, Verhaltensökologe an der Florida International University, bringt den Konflikt auf den Punkt: „Jagen wir große, aber schwer fassbare Beute – mit hohem Nutzen? Oder nehmen wir jedes Beutetier, das sich bietet?“ Die Studie gibt wichtige Einblicke, warum der Große Hammerhai bevorzugt größere Beutetiere wie Haie oder Rochen jagt – energieeffizienter und effektiver.

Schutzstrategie für den bedrohten Jäger

Die Studie ist nicht nur wissenschaftlich wegweisend, sondern auch ein Schutzbaustein für die Art. Der Große Hammerhai ist laut IUCN global stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Nur wenn wir ihre biologischen Bedürfnisse und bevorzugten Jagdgebiete verstehen, können wir wirksame Maßnahmen für ihren Erhalt entwickeln. Außerdem demonstriert die Studie, wie leistungsfähig moderne biologging- und Modellierungstechniken sind – gerade bei schwer beobachtbaren Meeresriesen.

Biologische Hintergründe zur Jagdstrategie

Der markant geformte Kopf – das sogenannte Cephalofoil – verleiht dem Großen Hammerhai besondere Vorteile: eine nahezu runde Sicht, besonders genaue Tiefenwahrnehmung und ein erweitertes elektromagnetisches Sinnesfeld durch die Lorenzinischen Ampullen. Damit kann er versteckte Beutetiere wie im Sand vergrabene Rochen präzise orten. Diese Sinne ermöglichen nicht nur die gezielte Jagd auf große Beute, sondern erhöhen auch die Effizienz bei der Nahrungsaufnahme – ein weiterer Baustein, der das Modell des optimalen Nahrungserwerbs bestätigt.

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