Einzigartige Langstreckenwanderung dokumentiert
Wissenschaftler haben vermutlich erstmals die Geburtsmigration des Bogenstirn-Hammerhais (Sphyrna lewini), einer stark gefährdeten Art, wissenschaftlich dokumentiert. Eine erwachsene weibliche Exemplarin, bei der ein deutlich sichtbarer, praller Bauch auf eine Schwangerschaft hindeutete, legte eine bemerkenswerte Strecke zurück: von den Galapagos-Inseln entlang der Küste Panamas bis in internationale Gewässer westlich der Galapagos.
Während der fast siebenmonatigen Verfolgung legte der Hai fast 6.000 Kilometer zurück – die bisher längste dokumentierte Wanderung eines Bogenstirn-Hammerhais. Das Tier, liebevoll „Alicia“ genannt, verbrachte zunächst über zwei Monate in der Nähe der Insel Darwin, bevor sie Anfang Mai 1.300 Kilometer zum Golf von Chiriquí in Panama zurücklegte, einem bekannten Geburtsgebiet der Art.
Minimal-invasive Satellitentechnologie
Die Forscher verwendeten spezielle Kreislauftauchgeräte (CCR), um die äußerst scheuen Haie an Reinigungsstationen für Riff-Fische zu beobachten. Mit einem nahezu geräuschlosen CCR konnten sie sich auf zwei Meter nähern und einen satellitengestützten Schleppmarkierer nahe der Rückenflosse anbringen – minimal invasiv und stressreduziert für das Tier.
Die Markierer funktionieren ähnlich wie ein GPS und liefern präzise Positionsdaten fast in Echtzeit, sobald der Hai nahe der Wasseroberfläche schwimmt. So konnten die Bewegungen des 2,7 Meter langen, wahrscheinlich trächtigen Hais über die sieben Monate genau verfolgt werden.
Geburt und weitere Wanderung
Nur sechs Tage nach Ankunft im Golf von Chiriquí schätzten die Forscher, dass Alicia zwischen 15 und 30 Jungtiere zur Welt brachte. Anschließend trat sie eine 3.000 Kilometer lange Wanderung westwärts an und erreichte Ende Juli eine internationale Zone rund 1.800 Kilometer westlich der Galapagos-Reserve. Dort verblieb sie bis zum Ende der Batterielebensdauer des Geräts am 3. September.
Dr. Pelayo Salinas de León von der Charles Darwin Foundation erklärte: „Diese Daten liefern erstmals wissenschaftlich dokumentierte Einblicke in die Geburtsmigration des Bogenstirn-Hammerhais und unterstreichen die Bedeutung internationaler Schutzmaßnahmen über bestehende Meeresschutzgebiete hinaus.“
Gefährdung und Schutzbedarf
Der Bogenstirn-Hammerhai wurde 2019 von der IUCN als kritisch gefährdet eingestuft, mit einem geschätzten Rückgang der weltweiten Population von über 80 % in drei Generationen. Trotz des kritischen Status werden trächtige Weibchen und Jungtiere weiterhin intensiv befischt, insbesondere in den Küstengewässern des östlichen tropischen Pazifiks.
Die fast 77 Tage, die Alicia in internationalen Gewässern verbrachte, verdeutlichen die dringende Notwendigkeit internationaler Kooperation, um die Sterblichkeit durch Hochseefischerei zu reduzieren und den Rückgang dieser ikonischen Art zu stoppen.
Professor Mahmood Shivji, Direktor des Guy Harvey Research Institute, betont: „Diese Erkenntnisse helfen, gezielt Schutzmaßnahmen im östlichen tropischen Pazifik zu planen und die Fortpflanzung sowie Migration des Bogenstirn-Hammerhais zu sichern.“




