Körperbau, Merkmale & Anatomie
Anatomie und Körperbau des Heringshais
Ein Blick auf die äußeren Merkmale
Der Heringshai, wissenschaftlich als Lamna nasus bekannt, gehört zur Familie der Makrelenhaie (Lamnidae) und ist ein eleganter, hochspezialisierter Jäger der gemäßigten bis kühlen Meeresgewässer. Mit seinem stromlinienförmigen, torpedoförmigen Körperbau ist er optimal für schnelles und ausdauerndes Schwimmen konzipiert.
Die Färbung des Heringshais ist charakteristisch: Die Oberseite zeigt eine metallisch-bläuliche bis dunkelgraue Tönung, die sich zur Unterseite hin scharf zu einem leuchtenden Weiß abgrenzt. Diese ausgeprägte Konterfärbung dient der Tarnung – von oben verschmilzt der Hai mit dem dunklen Meeresboden, von unten mit der hellen Wasseroberfläche. Im Gegensatz zum Tigerhai besitzt der Heringshai keinerlei Streifen oder Flecken.
Kopf und Schnauze
Der Kopf des Heringshais ist kegelförmig und läuft in eine spitze, zugespitzte Schnauze aus. Diese konische Form reduziert den Wasserwiderstand und ermöglicht schnelle Wendungen bei der Jagd. Die Nasenöffnungen sind klein und liegen ventral (an der Unterseite der Schnauze). Wie bei allen Haien sind sie von Lorenzinischen Ampullen umgeben – elektroreceptiven Sinnesorganen, die selbst schwache elektrische Felder von Beutetieren wahrnehmen können.
Augen und Sinnesorgane
Die Augen des Heringshais sind auffallend groß, rund und dunkel – eine Anpassung an das Leben in gemäßigten bis kühlen Gewässern, wo die Lichtverhältnisse oft eingeschränkt sind. Diese großen Augen ermöglichen eine gute Sicht auch in trübem Wasser oder bei Dämmerung. Hinter jedem Auge befindet sich ein kleines Spritzloch (Spirakel), das beim Heringshai jedoch kaum funktional ist und nur rudimentär vorhanden ist.
Kiemen und Hautstruktur
Fünf lange Kiemenspalten auf jeder Seite des Körpers ermöglichen dem Heringshai die Sauerstoffaufnahme. Diese Kiemen erstrecken sich bis zur Brustregion, sind aber kürzer als bei anderen Makrelenhaien wie dem Weißen Hai. Die Haut ist von Placoidschuppen bedeckt – winzigen, zahnartigen Schuppen, die der Haut eine raue, sandpapierartige Textur verleihen. Diese Schuppen reduzieren den Strömungswiderstand und bieten Schutz vor Parasiten.
Flossenanordnung
Der Heringshai besitzt zwei Rückenflossen. Die erste Rückenflosse ist groß, dreieckig und sitzt etwa auf Höhe der hinteren Ränder der Brustflossen. Die zweite Rückenflosse ist deutlich kleiner und liegt direkt über den kleinen Afterflossen. Die Brustflossen sind sichelförmig und relativ kurz. Die Schwanzflosse ist halbmondförmig (lunate) und nahezu symmetrisch – ein typisches Merkmal schneller, pelagischer Haie. Ein besonderes anatomisches Merkmal sind die seitlichen Kiele (laterale Kiele) am Schwanzstiel, die Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten bieten.
Gebiss und Zähne
Das Gebiss des Heringshais ist hoch charakteristisch und unterscheidet sich deutlich von anderen Haiarten. Die Zähne sind schlank, dolchartig und glatt – ohne die gezackten Ränder, die man bei Tigerhaien oder Weißen Haien findet. Sie sind ideal zum Greifen und Festhalten glatter, schneller Beute wie Makrelen, Heringe und Tintenfische.
Im Oberkiefer stehen die Zähne aufrecht, während sie im Unterkiefer leicht nach innen geneigt sind. An der Basis jedes größeren Zahns befinden sich häufig kleinere Nebenzähne (Cusps). Wie bei allen Haien werden abgebrochene oder abgenutzte Zähne kontinuierlich durch neue aus den hinteren Zahnreihen ersetzt – ein lebenslanger Ersatzmechanismus.
Geschlechtsunterschiede: Männchen vs. Weibchen
Körpergröße und Gewicht
Bei Heringshaien zeigen sich deutliche Größenunterschiede zwischen den Geschlechtern, wobei Weibchen in der Regel größer und schwerer werden als Männchen. Erwachsene Weibchen erreichen durchschnittlich eine Länge von 2 bis 2,5 Metern, in Ausnahmefällen sogar bis zu 3,6 Meter. Männchen bleiben meist etwas kleiner und erreichen Durchschnittslängen von etwa 1,8 bis 2,4 Metern.
Auch beim Gewicht gibt es Unterschiede: Weibchen bringen aufgrund ihrer größeren Körpermasse im Durchschnitt mehr auf die Waage – große Exemplare können bis zu 230 kg schwer werden, wobei Männchen in der Regel zwischen 60 und 135 kg wiegen.
Fortpflanzungsorgane und äußere Merkmale
Das zuverlässigste äußere Unterscheidungsmerkmal zwischen den Geschlechtern sind die sogenannten Clasper (oder Klasper) – paarige, stiftförmige Fortpflanzungsorgane an den Innenkanten der Bauchflossen bei Männchen. Diese sind klar sichtbar und dienen während der Paarung zur Spermienübertragung. Bei Weibchen fehlen diese Strukturen vollständig.
Abgesehen von den Claspern und der Größendifferenz sind Männchen und Weibchen äußerlich kaum zu unterscheiden. Beide Geschlechter zeigen die typische metallisch-bläuliche Oberseite und die weiße Unterseite sowie identische Flossenformen und Zahnstrukturen.
Reifung und Wachstum
Die Geschlechtsreife tritt bei Heringshaien geschlechtsspezifisch zu unterschiedlichen Zeitpunkten ein. Männchen werden früher geschlechtsreif als Weibchen – meist bei einer Körperlänge zwischen 1,5 und 1,9 Metern, was einem Alter von etwa 4 bis 8 Jahren entspricht.
Weibchen hingegen benötigen mehr Zeit zur Reife. Sie erreichen die Geschlechtsreife erst bei Längen von etwa 2 bis 2,2 Metern, was einem Alter von 8 bis 13 Jahren entsprechen kann. Diese längere Entwicklungszeit hängt mit dem energetisch aufwendigen Fortpflanzungssystem zusammen: Weibliche Heringshaie sind ovovivipar (eierlebendgebärend), das heißt, sie tragen die Eier im Körper aus, bis die Jungtiere schlüpfen und lebend geboren werden. Die Trächtigkeit dauert etwa 8 bis 9 Monate, und ein Wurf umfasst typischerweise 1 bis 5 Jungtiere, die bei der Geburt bereits 60 bis 75 cm lang sind.
Verbreitung & Lebensraum
Globale Verbreitung
Der Heringshai (Lamna nasus) ist ein typischer Bewohner gemäßigter bis kühler Meeresregionen und weist ein charakteristisches transatlantisches und transpazifisches Verbreitungsmuster auf. Im Gegensatz zu vielen anderen Haiarten bevorzugt er kühlere Wassertemperaturen zwischen etwa 5 und 18 °C und meidet tropische Gewässer weitgehend.
Im Nordatlantik erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet von der Ostküste Nordamerikas – von Neufundland bis New Jersey – über Grönland und Island bis zu den europäischen Küstengewässern. Hier ist er von Norwegen und den britischen Inseln über die Nordsee bis in die Biskaya und das westliche Mittelmeer verbreitet. Vereinzelte Sichtungen im Mittelmeer sind dokumentiert, allerdings ist er dort deutlich seltener als im offenen Atlantik.
Im Südatlantik findet man Heringshaie vor den Küsten Südafrikas, Argentiniens und südlich Brasiliens, wo sie kühle Meeresströmungen nutzen.
Auch im Nordpazifik ist die Art weit verbreitet: Von der Küste Japans und dem Ochotskischen Meer über die Aleuten bis zur Westküste Nordamerikas – von Alaska bis südlich Kaliforniens. Im Südpazifik kommen Heringshaie vor Australien, Neuseeland und Chile vor.
Lebensräume und Tiefen
Heringshaie bewohnen sowohl küstennahe als auch ozeanische Regionen und zeigen dabei eine bemerkenswerte Flexibilität in der Tiefennutzung. Sie sind hauptsächlich im Bereich zwischen der Oberfläche und 200 Metern Tiefe aktiv, wurden jedoch auch in Tiefen von bis zu 700 Metern regelmäßig nachgewiesen. Gelegentlich tauchen sie sogar bis zu 1360 Meter ab, etwa bei der Jagd auf Tiefsee-Tintenfische oder während ausgedehnter Wanderungen.
Besonders häufig halten sie sich in Regionen mit hoher Beutedichte auf – etwa in Bereichen, in denen Makrelenschwärme, Heringe oder Tintenfische vorkommen. Küstennahe Gewässer dienen oft als Aufzuchtgebiete für Jungtiere, während erwachsene Tiere weiter ins offene Meer ziehen.
Wanderverhalten
Der Heringshai ist ein ausgeprägter Wanderhai, der saisonal große Distanzen zurücklegt. Diese Wanderungen sind stark temperatur- und nahrungsabhängig. Satellitenmarkierungen und Fangdaten zeigen, dass einzelne Tiere transatlantische Wanderungen zwischen Nordamerika und Europa unternehmen – teilweise über Distanzen von mehr als 3000 Kilometern.
Im Sommer ziehen Heringshaie oft in nördlichere, kühlere Gewässer, wo sie dem saisonalen Auftreten von Beutefischen wie Heringen oder Makrelen folgen. Im Herbst und Winter kehren viele Populationen in wärmere, südlichere Regionen zurück oder weichen in tiefere Wasserschichten aus, in denen die Temperatur stabiler bleibt. Dieses ausgeprägte Nord-Süd-Zugmuster macht sie zu einer der mobilsten Haiarten der gemäßigten Breiten.
Jungtiere verbleiben tendenziell länger in küstennahen Gebieten, während ausgewachsene Tiere ozeanische Lebensräume bevorzugen und weite Strecken über offenes Wasser zurücklegen.

Typische Lebensräume
Heringshaie sind an kühlere, gemäßigte Gewässer angepasst und zeigen eine deutliche Präferenz für bestimmte Meeresregionen. Im Gegensatz zu tropischen Arten wie dem Tigerhai bevorzugen sie kühlere Temperaturen und sind sowohl in küstennahen als auch in pelagischen Zonen anzutreffen.
Küstennahe Gewässer
Heringshaie halten sich häufig in kontinentalen Schelfgebieten auf, wo sie in Tiefen von 0 bis etwa 200 Metern jagen. Sie bevorzugen Küstenregionen mit reichem Fischvorkommen, insbesondere in Gebieten mit Makrelen-, Herings- und Sardinenschwärmen. In diesen Zonen patrouillieren sie regelmäßig entlang von Felsküsten, Buchten und über Sandbänken.
Offenes Meer
Als hochpelagischer Hai ist der Heringshai auch weit draußen auf dem offenen Meer anzutreffen. Er folgt wandernden Fischschwärmen und kann dabei große Distanzen zurücklegen. In diesen Bereichen bewegt er sich meist in Tiefen zwischen 50 und 250 Metern, kann aber auch bis in Tiefen von über 1.360 Metern vordringen.
Temperaturpräferenz
Ein wesentliches Merkmal des Heringshais ist seine Anpassung an kühle Wassertemperaturen. Er bevorzugt Gewässer zwischen 5 und 15 °C und ist daher hauptsächlich in den gemäßigten Breiten des Nordatlantiks und des südlichen Pazifiks zu finden. Im Sommer folgen Heringshaie oft den kalten Strömungen nach Norden, im Winter ziehen sie sich in wärmere südliche Regionen zurück.
Unterschiede zwischen Altersgruppen
Junghaie verbringen ihre ersten Lebensjahre meist in flacheren, küstennahen Gewässern, wo sie vor größeren Raubfischen geschützter sind und reichlich Nahrung finden. Erwachsene Heringshaie sind deutlich mobiler und unternehmen ausgedehnte Wanderungen zwischen Nahrungs- und Fortpflanzungsgebieten. Dabei nutzen sie sowohl Küstenzonen als auch das offene Meer und zeigen ein ausgeprägtes saisonales Wanderverhalten.
Lebensweise, Ernährung & Fortpflanzung
Allgemeine Lebensweise und Verhalten
Der Heringshai (Lamna nasus) ist ein hochaktiver Einzelgänger, der bevorzugt in kühleren Gewässern der gemäßigten Zonen lebt. Die Tiere bilden nur gelegentlich Gruppen, wenn die Beutedichte besonders hoch ist – etwa während saisonaler Makrelenschwärme oder Heringswanderungen. In solchen Fällen jagen mehrere Individuen gemeinsam, ohne jedoch eine feste soziale Struktur zu entwickeln.
Heringshaie gehören zu den schnellsten und ausdauerndsten Schwimmern unter den Haien. Ihr torpedoförmiger Körperbau, die halbmondförmige Schwanzflosse und die seitlichen Kiele am Schwanzstiel ermöglichen hohe Geschwindigkeiten und wendige Manöver. Sie jagen bevorzugt im Freiwasser (pelagisch) und verfolgen aktiv schnelle Beutetiere über größere Distanzen.
Eine biologische Besonderheit des Heringshais ist seine Fähigkeit zur regionalen Endothermie: Mithilfe eines Gegenstromsystems (Rete mirabile) kann er die Körpertemperatur – insbesondere in Muskeln, Augen und Gehirn – um mehrere Grad über der Wassertemperatur halten. Dadurch bleibt er auch in kühlen Gewässern beweglich und reaktionsschnell.
Ernährung und Jagdstrategie
Der Heringshai ernährt sich hauptsächlich von mittelgroßen Knochenfischen. Zu seinen bevorzugten Beutetieren zählen Makrelen, Heringe, Seehechte, Stöcker und Sardinen. Auch Tintenfische und andere Kopffüßer stehen regelmäßig auf dem Speiseplan. Seltener erbeutet der Heringshai kleinere Haie, Rochen oder andere Knorpelfische.
Die Jagd erfolgt vorwiegend im Freiwasser und wird durch die hervorragende Sicht der großen Augen und die schnellen Schwimmbewegungen unterstützt. Heringshaie nutzen Überraschungsangriffe und kurze Beschleunigungsphasen, um Fischschwärme aufzubrechen und einzelne Tiere zu isolieren. Die schlanken, dolchartigen Zähne sind ideal zum Greifen und Festhalten glatter, schneller Beute.
Fortpflanzung
Der Heringshai ist ovovivipar, das heißt eierlebendgebärend. Die befruchteten Eier entwickeln sich im Mutterleib, und die Jungtiere schlüpfen noch vor der Geburt. Die Tragzeit beträgt etwa 8 bis 9 Monate. Pro Wurf werden zwischen 1 und 5 Jungtiere geboren, die bereits bei der Geburt eine Länge von 60 bis 75 cm erreichen.
Weibchen werden erst spät geschlechtsreif – meist im Alter zwischen 8 und 13 Jahren bei einer Körperlänge von etwa 2 bis 2,2 Metern. Männchen reifen früher, etwa zwischen 4 und 8 Jahren bei 1,5 bis 1,9 Metern Länge. Die relativ geringe Wurfgröße und die langen Fortpflanzungsintervalle machen die Art besonders anfällig für Überfischung.
Besonderheiten und Gefährdung
Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften des Heringshais ist seine Endothermie, also die Fähigkeit, Körperwärme zu erzeugen und zu speichern. Dies verschafft ihm in kalten Gewässern einen klaren Vorteil gegenüber wechselwarmen Fischen und ermöglicht ihm eine größere geografische Verbreitung.
Der Heringshai ist aufgrund seiner langsamen Fortpflanzungsrate und langen Entwicklungszeit stark gefährdet. Intensive Befischung – sowohl als Beifang als auch gezielt – hat die Bestände weltweit drastisch reduziert. In vielen Regionen sind die Populationen bereits zusammengebrochen oder stark rückläufig. Kurze Fortpflanzungsintervalle, die durch fischereilichen Druck entstehen, verschärfen das Problem zusätzlich, da sich die Bestände nicht ausreichend erholen können.
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Fortpflanzung und Lebenszyklus
Heringshaie sind ovovivipar (eierlebendgebärend) – das bedeutet, die Jungen entwickeln sich zunächst aus Eiern im Mutterleib, schlüpfen dort und werden dann lebend geboren. Während der Trächtigkeit ernähren sich die Embryonen zuerst vom Eigelb, später auch durch Oophagie, das heißt, sie fressen unbefruchtete Eier, die das Weibchen weiterhin produziert.
| Merkmal | Beschreibung |
|---|---|
| Reproduktionszyklus | etwa alle 1 bis 2 Jahre pro Muttertier |
| Tragezeit | etwa 8 bis 9 Monate |
| Wurfgröße | zwischen 1 und 5 Jungtiere, meist 3 bis 4 |
| Größe bei Geburt | rund 60 bis 75 cm |
| Fortpflanzungsreife | Männchen mit ca. 1,5 bis 1,9 m, Weibchen mit ca. 2,0 bis 2,2 m Länge |
| Geschätzte Lebensdauer | etwa 25 bis 45 Jahre |
Die Paarung findet meist im Spätsommer oder Herbst statt. Männchen und Weibchen versammeln sich in bestimmten Regionen, wo die Paarung durch mehrfaches Umkreisen und Körperkontakt eingeleitet wird. Männchen beißen oft in die Brustflossen der Weibchen, um sich während der Kopulation festzuhalten.
Die Geburt erfolgt meist im Frühsommer in gemäßigten Küstengewässern. Junge Heringshaie kommen vollständig entwickelt zur Welt und sind sofort selbstständig. Es gibt keine mütterliche Fürsorge nach der Geburt. Die Jungtiere halten sich bevorzugt in flacheren Küstenzonen auf, wo sie vor größeren Räubern geschützter sind und ausreichend Nahrung finden.
Heringshaie wachsen relativ langsam und erreichen die Geschlechtsreife erst nach mehreren Jahren. Männchen werden früher geschlechtsreif (mit 4 bis 8 Jahren), Weibchen benötigen länger (8 bis 13 Jahre). Diese langsame Reproduktionsrate macht die Art besonders anfällig für Überfischung.
Menschen & Heringshaie
Natürliche Scheu und Begegnungen mit Menschen
Der Heringshai zeigt eine natürliche Scheu gegenüber Menschen und kommt nur selten in deren Nähe. Begegnungen zwischen Tauchern oder Schwimmern und Heringshaien sind äußerst selten. Bisher gibt es kaum dokumentierte Angriffe auf Menschen – die Art gilt als ungefährlich. Selbst bei direkten Begegnungen verhält sich der Heringshai zurückhaltend und meidet in der Regel den Kontakt.
Für Taucher ist der Heringshai ein äußerst faszinierendes, aber schwer zu beobachtendes Tier. Aufgrund seiner Vorliebe für kühle, gemäßigte Gewässer und seiner scheuen Natur sind Sichtungen eine Seltenheit und gelten als besonderes Erlebnis.
Bekannte Sichtungsgebiete für Heringshaie
Es gibt einige Regionen, in denen Heringshaie regelmäßiger gesichtet werden und die für engagierte Taucher interessant sind:
• Wales (Vereinigtes Königreich): Vor der Küste von Wales, insbesondere rund um Pembrokeshire, werden immer wieder Heringshaie beobachtet. Die kühlen, nährstoffreichen Gewässer bieten ideale Bedingungen.
• Irland: Auch die irischen Küstengewässer sind bekannt für gelegentliche Sichtungen von Heringshaien, besonders im Sommer und Herbst.
• Südafrika: In den kühleren Gewässern vor der südafrikanischen Küste, insbesondere im Atlantik, gibt es vereinzelte Begegnungen mit Heringshaien.
Trotz dieser bekannten Gebiete bleibt der Heringshai für Taucher ein seltener und besonders begehrter Anblick.

Bedrohung durch Fischerei
Der Heringshai ist seit Jahrzehnten stark von kommerzieller und sportlicher Fischerei betroffen. Sein Fleisch wird geschätzt und zu Steaks verarbeitet, seine Flossen finden Verwendung in der Finnensuppe, und sein Leberöl wird in verschiedenen Industrien genutzt. Diese vielfältige Nutzung hat dazu geführt, dass der Heringshai intensiv bejagt wurde und wird.
Zusätzlich zur gezielten Fischerei wird der Heringshai häufig als Beifang in der Langleinen- und Stellnetzfischerei gefangen. Diese unbeabsichtigte Entnahme aus den Beständen trägt erheblich zur Gefährdung der Art bei. Viele Tiere verenden in den Netzen oder an den Haken, bevor sie freigesetzt werden können.
Auch in der Sportfischerei ist der Heringshai ein begehrtes Ziel. Durch seine Körperkraft und Geschwindigkeit gilt er als anspruchsvoller Fang. Trotz zunehmender Catch-and-Release-Praktiken sterben viele Tiere an den Folgen des Drills oder der Hakenverletzungen.
Bestandseinbruch und Schutzmaßnahmen
Aufgrund jahrzehntelanger Überfischung sind die Bestände des Heringshais in vielen Regionen dramatisch zurückgegangen. Besonders im Nordatlantik, wo die Art historisch weit verbreitet war, wurden erhebliche Rückgänge dokumentiert.
Als Reaktion auf diese Entwicklung wurden international zahlreiche Schutzmaßnahmen gefordert und teilweise umgesetzt:
• Die IUCN (International Union for Conservation of Nature) stuft den Heringshai als „gefährdet“ (Vulnerable) ein.
• In verschiedenen Ländern und Regionen gelten Fangquoten, Mindestgrößen oder vollständige Fangverbote für Heringshaie.
• Die Europäische Union und andere Fischereinationen arbeiten an nachhaltigen Managementplänen, um die Bestände zu stabilisieren und langfristig zu erhalten.
• Wissenschaftliche Programme zur Bestandserfassung und Markierung von Heringshaien liefern wichtige Daten für den Artenschutz.
Trotz dieser Bemühungen bleibt die Zukunft des Heringshais unsicher. Die langsame Reproduktionsrate – Weibchen werden erst spät geschlechtsreif und bringen nur wenige Jungtiere zur Welt – erschwert die Erholung der Bestände erheblich.
Gefährdung & Populationsentwicklung
Der Heringshai (Lamna nasus) gehört zu den am stärksten gefährdeten Haiarten weltweit. Trotz seines einstmals weiten Verbreitungsgebiets in gemäßigten bis kühlen Meeren ist die Art durch massive Überfischung in vielen Regionen drastisch zurückgegangen oder nahezu verschwunden. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die aktuelle Gefährdungssituation und die Populationsentwicklung des Heringshais.
Bestandsentwicklung weltweit: Ein alarmierender Rückgang
Die Bestände des Heringshais sind in den vergangenen Jahrzehnten weltweit massiv eingebrochen. Besonders dramatisch ist die Situation im Nordatlantik, wo die Art historisch am häufigsten vorkam. In der Nordsee und Ostsee gilt der Heringshai mittlerweile als nahezu ausgestorben – Sichtungen sind zur Seltenheit geworden, und eine reproduzierende Population existiert dort praktisch nicht mehr.
Auch im Mittelmeer, wo Heringshaie früher regelmäßig anzutreffen waren, ist die Art heute extrem selten. Fangstatistiken zeigen einen Rückgang von über 90 % seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Im Nordostatlantik – vor den Küsten Großbritanniens, Irlands, Norwegens und Islands – sind die Bestände zwar noch vorhanden, aber ebenfalls stark gefährdet und weit unter historischen Niveaus.
Geringere, aber ebenfalls rückläufige Populationen finden sich im Nordpazifik (vor Alaska, Kanada und Japan) sowie im Südatlantik (vor Argentinien und Südafrika). Auch dort zeigen Studien einen kontinuierlichen Bestandsrückgang, wenn auch nicht so dramatisch wie im Nordatlantik.
Hauptbedrohungen: Warum ist der Heringshai so gefährdet?
Gezielte Fischerei
Der Heringshai war über Jahrzehnte hinweg Ziel intensiver kommerzieller Fischerei. Sein Fleisch gilt als wohlschmeckend und wurde in vielen Ländern – besonders in Skandinavien, Großbritannien und Nordamerika – als Speisefisch vermarktet. Zudem wurden die Flossen für den asiatischen Markt und das Leberöl für pharmazeutische und kosmetische Zwecke genutzt.
Die gezielte Fischerei mit Langleinen, Stellnetzen und Schleppnetzen führte zu massiven Fangzahlen. In den 1960er und 1970er Jahren wurden im Nordatlantik jährlich Tausende Tonnen Heringshaie gefangen – weit mehr, als die Bestände verkraften konnten.
Beifang
Neben der gezielten Fischerei stellt auch der Beifang ein erhebliches Problem dar. Heringshaie verfangen sich häufig in Netzen, die für andere Fischarten wie Kabeljau, Makrelen oder Thunfisch ausgelegt sind. Da viele Fischereiflotten nicht verpflichtet sind, Beifänge genau zu dokumentieren, ist die tatsächliche Zahl getöteter Heringshaie durch Beifang vermutlich deutlich höher als offiziell erfasst.
Geringe Reproduktionsrate
Eine der Hauptursachen für die Gefährdung des Heringshais ist seine extrem langsame Fortpflanzungsbiologie. Weibchen erreichen die Geschlechtsreife erst im Alter von 8 bis 13 Jahren, Männchen zwischen 4 und 8 Jahren. Die Trächtigkeit dauert 8 bis 9 Monate, und pro Wurf werden nur 1 bis 5 Jungtiere geboren.
Diese geringe Reproduktionsrate bedeutet, dass sich Heringshai-Populationen nur sehr langsam erholen können – selbst wenn der Fischereidruck nachlässt. Im Vergleich zu vielen Knochenfischarten, die Tausende Eier pro Jahr produzieren, ist der Heringshai biologisch extrem anfällig für Überfischung.
Missverhältnis zwischen Fischereidruck und Erholungspotenzial
Das zentrale Problem beim Schutz des Heringshais ist das gravierende Missverhältnis zwischen dem hohen Fischereidruck und dem geringen Erholungspotenzial der Art. Selbst nach Einführung von Fangbeschränkungen oder Schutzmaßnahmen dauert es Jahrzehnte, bis sich Bestände signifikant erholen können – vorausgesetzt, der Fischereidruck bleibt tatsächlich niedrig.
In vielen Regionen wurde die Fischerei jedoch erst eingestellt, nachdem die Bestände bereits kollabiert waren. Zu diesem Zeitpunkt war die Populationsgröße so gering, dass eine natürliche Erholung extrem langwierig oder sogar unmöglich geworden ist.
Schutzstatus und internationale Maßnahmen
IUCN-Einstufung
Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft den Heringshai global als “Endangered” (stark gefährdet) ein. In einigen Regionen, insbesondere im Nordostatlantik und Mittelmeer, wird die Art als “Critically Endangered” (vom Aussterben bedroht) geführt. Diese Einstufung unterstreicht die Dringlichkeit von Schutzmaßnahmen.
CITES Anhang II
Seit 2014 ist der Heringshai im Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) gelistet. Das bedeutet, dass der internationale Handel mit Heringshai-Produkten (Fleisch, Flossen, Öl) streng reguliert und überwacht werden muss. Exportländer müssen nachweisen, dass der Fang nachhaltig erfolgt und die Art nicht weiter gefährdet wird.
Schutz in der EU
In den Gewässern der Europäischen Union ist der Heringshai seit 2010 streng geschützt. Ein vollständiges Fangverbot gilt für alle EU-Mitgliedsstaaten. Auch der Beifang muss unverzüglich wieder freigesetzt werden, sofern das Tier noch lebt. Diese Maßnahmen sind ein wichtiger Schritt, um die stark dezimierten europäischen Bestände zu schützen.
Fangverbote und Regulierungen
Neben der EU haben auch andere Länder und regionale Fischereiorganisationen Schutzmaßnahmen ergriffen:
– Norwegen und Island haben Fangquoten drastisch reduziert oder zeitweise ausgesetzt.
– Kanada hat Fangbeschränkungen für die Atlantikküste eingeführt.
– In Neuseeland und Australien gelten strenge Regulierungen für den Beifang.
Dennoch fehlt es in vielen Regionen nach wie vor an effektiven Kontrollen und Durchsetzungsmechanismen.
Erfolge und Misserfolge beim Schutz
Erfolge
In einigen Regionen zeigen Schutzmaßnahmen erste positive Effekte. Vor der Küste Irlands und Großbritanniens wurden in den letzten Jahren vermehrt Heringshaie gesichtet, was auf eine leichte Erholung hindeuten könnte. Auch Trackingstudien haben wertvolle Erkenntnisse über Wanderrouten und Lebensraumnutzung geliefert, die für gezielte Schutzmaßnahmen genutzt werden können.
Misserfolge und Herausforderungen
Dennoch bleibt die Gesamtsituation kritisch. In vielen Regionen sind die Bestände so stark dezimiert, dass eine Erholung ungewiss ist. Illegale Fischerei, unzureichende Überwachung und der hohe Beifang in internationalen Gewässern bleiben zentrale Probleme.
Zudem fehlt es an umfassenden Daten über Populationsgrößen und Bestandstrends in vielen Teilen des Verbreitungsgebiets, was die Planung und Umsetzung effektiver Schutzstrategien erschwert.
Fazit: Dringender Handlungsbedarf
Der Heringshai steht exemplarisch für das Schicksal vieler hochmobiler, langsam reproduzierender Meeresräuber. Ohne konsequenten internationalen Schutz, wirksame Kontrollen und ein Ende der Überfischung wird die Art in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets weiter zurückgehen oder ganz verschwinden.
Es bedarf dringend verstärkter Anstrengungen – sowohl auf politischer Ebene durch internationale Abkommen als auch durch wissenschaftliche Forschung und öffentliche Aufklärung – um den Heringshai langfristig zu erhalten.

Populationsentwicklung in verschiedenen Regionen
Die globale Entwicklung der Heringshai-Population ist alarmierend. Langfristige Erhebungen und regionale Studien zeigen einen dramatischen Rückgang, der in vielen Regionen bereits seit Jahrzehnten anhält.
Nordatlantik
Im Nordatlantik, wo Heringshaie historisch häufig vorkamen, sind die Bestände massiv eingebrochen. In europäischen Gewässern zeigen Daten aus Fischereierhebungen, dass die Fangraten seit den 1960er Jahren um über 80 Prozent zurückgegangen sind. Besonders betroffen sind die Bestände im Nordostatlantik, wo kommerzielle Fischerei und Beifang die Populationen stark dezimiert haben.
Auch die durchschnittliche Körpergröße der gefangenen Tiere hat sich verringert, was darauf hindeutet, dass insbesondere große, geschlechtsreife Tiere aus den Beständen verschwunden sind. Dies hat langfristige Folgen für die Regenerationsfähigkeit der Populationen.
Nordwestatlantik
In kanadischen und US-amerikanischen Gewässern ist die Situation ähnlich kritisch. Seit den 1960er Jahren wird ein kontinuierlicher Rückgang beobachtet. Die kommerzielle Fischerei auf Heringshaie wurde in Kanada zwar weitgehend eingestellt, doch die Erholung der Bestände verläuft extrem langsam oder stagniert völlig. Wissenschaftler schätzen, dass die Bestände im Nordwestatlantik um 70 bis 90 Prozent geschrumpft sind.
Ein besonderes Problem ist der Beifang in der Langleinenfischerei. Viele Heringshaie verenden, noch bevor sie sich fortpflanzen können, was die Regeneration erheblich erschwert.
Südatlantik und südlicher Pazifik
Auch in den gemäßigten Gewässern der Südhalbkugel zeigen sich besorgniserregende Trends. In Argentinien, Chile und Neuseeland sind die Heringshai-Bestände in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. In diesen Regionen wird die Art regelmäßig als Beifang in der industriellen Fischerei gefangen.
Besonders dramatisch ist die Situation in argentinischen Gewässern, wo die intensive Grundschleppnetzfischerei die Heringshai-Populationen stark beeinflusst hat. Schätzungen gehen von einem Rückgang von mindestens 50 Prozent in den letzten 30 Jahren aus.
Erholungschancen und Zukunftsaussichten
Die Erholung der Heringshai-Populationen ist aufgrund ihrer biologischen Eigenschaften extrem schwierig. Heringshaie wachsen langsam, werden spät geschlechtsreif und haben eine geringe Reproduktionsrate (nur 1 bis 5 Junge pro Wurf). Diese Faktoren machen die Art besonders anfällig für Überfischung.
Selbst bei vollständigem Fischereiverbot würde eine Erholung der Bestände Jahrzehnte dauern. Wissenschaftler warnen, dass ohne strenge Schutzmaßnahmen und internationale Zusammenarbeit die globale Heringshai-Population weiter schrumpfen wird. Der weltweite Trend zeigt nach unten, und es gibt derzeit keine Anzeichen einer Trendwende.


