Weißer hai carcharodon carcharias im blauwasser

Weißer Hai

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Carcharodon carcharias

Der Weiße Hai (Carcharodon carcharias) zählt zu den größten Haien und beeindruckt durch einen robusten, torpedoförmigen Körperbau sowie einzigartige anatomische Merkmale. Dieser Artikel beschreibt die auffälligsten äußeren und inneren Eigenschaften dieser Art und erläutert die körperlichen Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen.

Kaum ein Meeresbewohner ist so gefürchtet und zugleich faszinierend wie der Weiße Hai. Doch wie ist dieser Spitzenräuber der Ozeane eigentlich gebaut? Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf den Körperbau und besondere anatomische Merkmale des Weißen Hais – von seinen markanten Zähnen bis zu den Unterschieden zwischen Männchen und Weibchen.

Größe und Körperform

Der Weiße Hai gehört mit einer durchschnittlichen Länge von etwa 4 Metern und maximal über 7 Metern zu den größten Haiarten überhaupt. Ausgewachsene Weibchen werden dabei deutlich größer als die Männchen; während männliche Tiere meist höchstens rund 5 Meter erreichen, können Weibchen über 6 Meter lang werden. Auch im Gewicht gibt es Dimensionen, die alles andere als alltäglich sind: Ein großer Weißer Hai kann bis zu drei Tonnen auf die Waage bringen.

Weißer hai carcharodon carcharias im blauwasser

Die Körperform dieser Haie ist kompakt und spindelförmig (torpedoförmig) mit einer konisch zulaufenden, stumpfen Schnauze. Dieser strömungsgünstige Körperbau ermöglicht sowohl ausdauerndes Schwimmen als auch schnelle Sprints bei der Jagd. Tatsächlich sind die muskulösen Körper der Weißen Haie darauf ausgelegt, plötzliche Beschleunigungen zu erzeugen. Die Augen sitzen seitlich am Kopf, sind relativ klein und komplett schwarz (die Pupille ist nicht erkennbar). Auffällig ist, dass Weiße Haie keine Nickhaut besitzen; zum Schutz rollen sie bei Angriffen die Augen nach hinten weg.

Als Knorpelfisch (Chondrichthyes) besitzt der Weiße Hai kein Knochenskelett, sondern ein leichtes Skelett aus Knorpel. Diese leichtere, flexible Skelettstruktur und eine große, mit Öl gefüllte Leber verleihen ihm Auftrieb, da eine Schwimmblase wie bei Knochenfischen fehlt. Für die Atmung ist ständige Bewegung wichtig: Wie die meisten großen Haie muss er permanent durchs Wasser schwimmen, um Wasser durch sein Maul und die fünf großen Kiemenschlitze zu pumpen und so Sauerstoff aufzunehmen.

Haut und Farbgebung

Der Weiße Hai zeigt eine für Raubfische typische Rückenfärbung: Die Oberseite ist in Tönen von Hellgrau bis Braun gefärbt, gelegentlich auch bläulich oder fast schwarz, oft mit einem bronzenen Schimmer. Die Bauchseite dagegen ist strahlend weiß und scharf von den dunkleren Flanken abgegrenzt. Dieses sogenannte Kontershading (Gegenfarbentarnung) hilft dem Hai, im Wasser weniger aufzufallen: Von oben verschmilzt sein dunkler Rücken mit dem tiefen Wasser, von unten betrachtet passt sich der helle Bauch dem hellen Licht von oben an. Auffällig ist ein meist dunkler Fleck an der Basis der Brustflossen (hinter ihrem Ansatz) sowie schwarze Spitzen an der Unterseite der Brustflossen. Das individuelle Flecken- und Färbungsmuster im Bereich der Kiemen ist bei jedem Tier einzigartig und ermöglicht Forschern sogar, einzelne Weiße Haie wiederzuerkennen.

Die Haut des Weißen Hais ist außergewöhnlich derb und erinnert an Sandpapier. Sie ist mit Millionen winziger, plakoider Schuppen bedeckt – kleinen hautzahnähnlichen Strukturen, die als Dermaldentikel bezeichnet werden. Diese Hautzähnchen sind nach hinten gerichtet, reduzieren den Strömungswiderstand und erlauben dem Hai effizienteres, lautloseres Schwimmen. Zugleich schützt die raue Haut vor Verletzungen und Bewuchs durch Parasiten. Streicht man einem Hai vom Kopf zum Schwanz über die Haut, fühlt sie sich glatt an, in Gegenrichtung jedoch könnte man sich daran die Hand aufreiben. Die besondere Struktur der Haifischhaut hat sogar Ingenieure inspiriert: Hightechanwendungen wie spezielle Schwimmanzüge oder antiseptische Oberflächen ahmen die Rillenstruktur der Haifischhaut nach.

Flossen und Fortbewegung

Alle Flossen des Weißen Hais sind ohne Flossenstacheln ausgebildet. Die erste Rückenflosse ist groß, dreieckig und leicht sichelförmig; sie beginnt etwa auf Höhe des Hinterendes der Brustflossen. Eine zweite, deutlich kleinere Rückenflosse sitzt weiter hinten und beginnt kurz vor der Afterflosse. Die Brustflossen selbst sind lang und mächtig und dienen als Steuerruder und Auftriebsflächen. Am Schwanzstiel (der Schwanzwurzel) befindet sich seitlich ein deutlicher Kiel, der die Stabilität bei schnellen Schwimmmanövern erhöht. Die Schwanzflosse ist groß, halbmondförmig und nahezu symmetrisch – der untere Flossenlappen ist fast so groß wie der obere. Diese homocerke (symmetrische) Schwanzform, zusammen mit der kräftigen Rumpfmuskulatur, sorgt für einen kraftvollen Vortrieb. Weiße Haie schwimmen vornehmlich mit kraftvollen Schlagbewegungen des Schwanzes (thunniformes Schwimmmuster) und bewegen den Rumpf dabei kaum seitlich. Sie können aus dem Stand sehr stark beschleunigen und sogar komplett aus dem Wasser springen, wenn sie beispielsweise nach Robben jagen. Allerdings bewegen sie sich die meiste Zeit eher gemächlich mit Reisegeschwindigkeiten um die 3 km/h, können aber täglich Distanzen von 70–80 km zurücklegen.

Die kraftvolle Rumpfmuskulatur des Weißen Hais wird von einem besonderen thermoregulatorischen System unterstützt. Anders als die meisten Fische ist dieser Hai nämlich teilweise warmblütig: Spezielle Geflechte feiner Blutgefäße (das Rete mirabile) wirken wie ein Wärmetauscher und halten die durch Muskelarbeit erzeugte Wärme im Körperinneren. So können wichtige Organe wie Gehirn, Augen und Schwimmmuskulatur auf Temperatur gehalten werden. Der Körperkern eines Weißen Hais liegt dadurch um mehrere Grad Celsius über der Umgebungstemperatur – in der Literatur werden rund 10 °C Temperaturunterschied genannt. Diese Anpassung erhöht die Leistungsfähigkeit, insbesondere bei Jagd in kühleren Gewässern, da Muskeln und Sinne im Warmen effizienter arbeiten.

Gebiss und Zähne

Das Gebiss des Weißen Hais ist eines seiner markantesten Merkmale. Das breite, bogenförmige Maul misst bei großen Exemplaren fast einen Meter im Durchmesser und beherbergt mehrere Reihen von Zähnen. In der vordersten, aktiven Zahnreihe stehen im Oberkiefer etwa 23 bis 28 dreieckige Zähne nebeneinander, im Unterkiefer etwa 20 bis 26. Diese Zähne sind breit, flach und an den Rändern scharf gezähnt (sägeblattartig) – perfekte Waffen, um Beute zu zerlegen. Wie bei allen Haien werden abgenutzte oder verlorene Zähne laufend durch nachrückende Ersatzzähne aus hinteren Reihen ersetzt; ein Weißer Hai kann im Laufe seines Lebens mehrere Tausend Zähne verlieren und erneuern. Die Anordnung ist als „Revolvergebiss“ bekannt. Dabei bilden die Zähne einer Reihe eine durchgehende Schneidekante, wobei die größten Zähne vorne an der Spitze der Schnauze sitzen. Beim Zubeißen greifen Ober- und Unterkiefer perfekt zusammen: Die spitzen unteren Zähne halten die Beute fest, während die großen, gezackten oberen Zähne Fleischstücke herausreißen. Die Beißkraft eines großen Weißen Hais ist enorm und kann problemlos Knochen durchtrennen.

Interessant ist, dass der Weiße Hai – anders als z. B. Tigerhaie – keine Nickhaut zum Schutz der Augen hat. Daher rollt er beim finalen Biss in die Beute die Augäpfel nach hinten, um sie vor Verletzungen zu schützen – was ihm während des Angriffes ein „weißes Auge“ verleiht, dem die Art ihren deutschen Namen verdanken könnte.

Sinnesorgane

Als hochentwickelter Jäger ist der Weiße Hai mit erstaunlichen Sinnesleistungen ausgestattet. Sein Geruchssinn ist legendär: Die Haie können minimalste Blutspuren im Wasser wahrnehmen. Auch das Gehör erfasst tieffrequente Schwingungen und Geräusche über weite Distanzen. Entlang der Körperseiten verläuft das sogenannte Seitenlinienorgan, ein Sinneskanal, mit dem der Hai Druckwellen und Bewegungen im Wasser spürt.

Besondere Organe besitzt der Weiße Hai zur Wahrnehmung elektrischer Felder: In kleinen gallertgefüllten Gruben in der Schnauzenregion, den Ampullen von Lorenzini, registriert er die Bioelektrizität anderer Lebewesen – etwa die Herzschläge eines Beutetiers, das sich versteckt. Auch der Sehsinn ist besser als früher angenommen: Weiße Haie besitzen zwar relativ kleine, einfarbig schwarze Augen, können aber Kontraste und Bewegungen gut erkennen und sogar Farben sehen. Beim Beutefang schützt er seine Augen, indem er sie – mangels Augenlid – nach hinten dreht, wie oben erwähnt. Das Zusammenspiel dieser Sinne macht den Weißen Hai zu einem effizienten Jäger. Er kann Beute über weite Entfernungen wittern, mit dem Gehör und der Seitenlinie aufspüren und im Endspurt mit Augen und dem elektrischen Sinn präzise lokalisieren.

Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen

Bei den Weißen Haien gibt es einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus in Bezug auf die Körpergröße: Weibchen übertreffen die Männchen deutlich an Länge und Masse. Während männliche Tiere im Schnitt um 3,5 bis 4 Meter lang werden, erreichen Weibchen Durchschnittslängen von 4,5 bis 5 Metern. Die größten bekannten Exemplare – wie etwa das berühmte Weibchen „Deep Blue“ – waren sogar über 6 Meter lang. Weibliche Tiere sind meist auch kräftiger gebaut und haben einen breiteren Kopf, was mit ihrer Rolle bei der Fortpflanzung (Tragen der Embryonen) in Zusammenhang stehen könnte.

Ein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal zwischen den Geschlechtern findet sich an der Körperunterseite: Männliche Tiere besitzen an den Bauchflossen ein Paar sichtbarer Begattungsorgane, die sogenannten Klasper. Diese bestehen aus umgebildeten Flossen und sind bei geschlechtsreifen Männchen bis zu 50 cm lang (etwa 10 % der Körperlänge). Weibchen haben keine Klasper.

Während der Paarung beißen Männchen die Weibchen oft in die Flossen oder in den Rücken, um sich festzuhalten. Die weiblichen Tiere tragen daher nicht selten Narben von diesen „Liebesbissen“. Um solche Verletzungen besser wegzustecken, ist die Haut der Weibchen spürbar dicker als die der Männchen – bei einigen Haiarten bis zu dreimal so dick. Außer der Größe und den genannten Merkmalen unterscheiden sich männliche und weibliche Weiße Haie morphologisch kaum. Beide Geschlechter haben die gleiche Färbung und eine im Wesentlichen identische Körperform.

Der Weiße Hai (Carcharodon carcharias) ist ein weltweit verbreiteter Raubfisch, der sowohl in küstennahen Gebieten als auch im offenen Ozean vorkommt. Er bevorzugt Wassertemperaturen zwischen 12 und 24 Grad Celsius und hält sich dort auf, wo er ausreichend Nahrung findet. Sein Lebensraum reicht von den Küsten des Atlantiks über den Pazifik bis zum Indischen Ozean sowie in das Mittelmeer.

Globale Verbreitung

Im Atlantik reicht das Verbreitungsgebiet von Kanada und den Vereinigten Staaten über die Karibik bis nach Südamerika. Im östlichen Atlantik sind Weiße Haie von Europa bis zur afrikanischen Küste und im gesamten Mittelmeer nachgewiesen. Im Pazifik besiedeln sie die Küsten Nordamerikas, Japans, Australiens, Neuseelands und Südamerikas. Im Indischen Ozean treten sie unter anderem vor Südafrika, den Seychellen und im Roten Meer auf. Besonders bekannt sind Hotspots wie Südafrika, Kalifornien und Südaustralien, wo sich die Tiere regelmäßig in der Nähe von Robbenkolonien aufhalten.

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Me, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Lebensraum Küste und offenes Meer

Weiße Haie nutzen verschiedene Habitate: Küstengewässer mit felsigen Riffen oder Sandstränden ebenso wie die Weiten des offenen Ozeans. Jungtiere halten sich überwiegend in flacheren und wärmeren Regionen auf, die ihnen Schutz bieten. Erwachsene Tiere hingegen wechseln zwischen küstennahen Jagdgründen und pelagischen Zonen, wo sie in Tiefen von bis zu 1300 Metern nach Nahrung suchen. Ihre Fähigkeit, die Körpertemperatur über der Umgebung zu halten, ermöglicht ihnen das Überleben in sehr unterschiedlichen Temperaturbereichen.

Aufzuchtgebiete

Für Jungtiere gibt es bestimmte Kinderstuben. Vor Kalifornien und an der US-Ostküste, insbesondere zwischen New Jersey und Massachusetts, wurden wiederholt junge Weiße Haie beobachtet. Auch das Mittelmeer, vor allem die Adria und der Sizilianische Kanal, gilt als bedeutendes Aufzuchtgebiet. Diese Regionen bieten reichlich Nahrung und vergleichsweise sichere Bedingungen.

Migrationsrouten des Weißen Hais

Der Weiße Hai ist für seine weiten Wanderungen bekannt. Diese können saisonal entlang von Küsten oder über große Distanzen durch den offenen Ozean führen.

Saisonale Küstenwanderungen

An der US-Ostküste folgen Weiße Haie einem festen Muster: Im Sommer ziehen sie nach Norden bis Neufundland, im Winter wandern sie südwärts bis in die Karibik. In Südafrika und Australien lassen sich ähnliche Bewegungen beobachten, wenn die Tiere zu den Robbenkolonien zurückkehren.

Das White Shark Café

Ein einzigartiges Phänomen ist das sogenannte White Shark Café, eine Region mitten im Pazifik zwischen Kalifornien und Hawaii. Viele Haie aus dem Nordostpazifik verbringen dort die Wintermonate. Sie tauchen regelmäßig in große Tiefen und nutzen offenbar die reiche Nahrung im offenen Ozean.

Transozeanische Wanderungen

Einige Individuen legen enorme Distanzen zurück. Ein berühmtes Beispiel ist ein Weibchen, das fast 20.000 Kilometer von Südafrika bis nach Australien und zurück schwamm. Solche Reisen zeigen, dass Populationen in verschiedenen Ozeanen möglicherweise enger miteinander verbunden sind, als lange angenommen wurde.

Als Spitzenprädator der Ozeane weist der Weiße Hai in Lebensweise, Ernährung und Fortpflanzung bemerkenswerte Besonderheiten auf.

Lebensweise des Weißen Hais

Weiße Haie leben überwiegend als Einzelgänger. Gelegentlich werden sie aber auch paarweise oder in kleinen Gruppen beobachtet, etwa an besonders beuterreichen Küstenabschnitten. In solchen Fällen lässt sich eine gewisse Rangordnung erkennen: Größere oder erfahrenere Tiere setzen sich gegen kleinere durch. Ihre Kommunikation erfolgt vor allem über Körpersprache. So haben Forscher paralleles Nebeneinanderschwimmen, gegenseitiges Umkreisen und sogar ein kräftiges Schlagen mit der Schwanzflosse auf die Wasseroberfläche beschrieben. Solche Verhaltensweisen dienen vermutlich dazu, Dominanz und Revieransprüche gegenüber Artgenossen zu signalisieren. Der Weiße Hai gilt zudem als neugierig: Häufig umkreist er Boote oder streckt den Kopf aus dem Wasser, um seine Umgebung zu erkunden.

Der Lebensraum des Weißen Hais erstreckt sich über weite Teile der Weltmeere. Bevorzugt hält er sich in gemäßigten Küstengewässern auf, doch er durchquert auch offene Ozeane und dringt in tropische Zonen vor. Dank eines speziellen Netzwerks von Blutgefäßen kann dieser Hai seine Körpertemperatur um bis zu 10 bis 15 °C über der Wassertemperatur halten. Diese physiologische Anpassung erlaubt ihm Aufenthalte in kälteren Gewässern und verleiht ihm die Fähigkeit zu plötzlichen Geschwindigkeitsschüben.

Weiße Haie sind außerdem ausdauernde Langstreckenschwimmer. Einzelne markierte Exemplare legten Distanzen von über 10.000 Kilometern zurück und tauchten dabei mehr als 1.000 Meter tief. Im Tagesverlauf bewegen sie sich häufig dicht unter der Wasseroberfläche oder in moderaten Tiefen bis etwa 500 Meter, können bei Bedarf aber auch extreme Tiefen ausloten. Insgesamt trägt diese flexible Lebensweise dazu bei, dass der Weiße Hai in vielen Meeresregionen, von den Küsten Kaliforniens bis zu den Gewässern vor Australien und Südafrika, anzutreffen ist.

Ernährung des Weißen Hais

Als Fleischfresser passt der Weiße Hai seine Ernährung an das vorhandene Beuteangebot und seine eigene Körpergröße an. Junge Haie jagen vor allem kleinere Fische, Tintenfische und Krebse. Mit zunehmendem Wachstum erweitern sie ihr Beutespektrum und gehen auch auf größere Fische wie Thunfische sowie auf andere Haie und Rochen. Ab einer Länge von etwa drei Metern stehen zudem Meeressäuger auf dem Speiseplan. In Regionen mit Robben- oder Seelöwenkolonien machen diese Säugetiere einen großen Teil der Beute aus, während bei einem Mangel an solchen Beutetieren auch große Knochenfische gefressen werden.

Weiße Haie zeigen sich auch als Opportunisten: Sie fressen Aas, zum Beispiel die Kadaver großer Wale, deren fettreiches Fleisch enorm energiehaltig ist. Allgemein bevorzugen erwachsene Weiße Haie fettreiche Beute, da sie damit ihren Energiebedarf am effizientesten decken. Menschen gehören hingegen nicht zu ihrem Beuteschema – der Mensch hat im Wasser einen geringen Fettanteil und passt nicht ins Jagdmuster. Die sehr seltenen Attacken auf Menschen dürften in den meisten Fällen auf Verwechslungen (etwa mit Robben oder Meeresschildkröten) oder auf Revierverteidigung zurückzuführen sein.

Bei der Jagd setzt der Weiße Hai auf Überraschungseffekte und kraftvolle Angriffe. Häufig schießt er aus der Tiefe empor und attackiert Beutetiere von unten mit hoher Geschwindigkeit. Vor allem bei der Robbenjagd vor Südafrika wurde beobachtet, wie erwachsene Haie mit solcher Wucht zuschlagen, dass sie dabei vollständig aus dem Wasser schnellen. Hat ein Weißer Hai ein großes Beutetier gepackt, beißt er meist einmal zu und lässt dann ab, um Verletzungen im Gegenangriff zu vermeiden. Das schwer verwundete Opfer wird innerhalb kurzer Zeit schwächer. Der Hai wartet ab und kehrt dann zum finalen Fressen zurück. Kleinere Tiere werden dagegen häufig direkt im Ganzen verschlungen.

Die gezackten, dreieckigen Zähne und die enorme Kieferkraft erlauben es dem Weißen Hai, auch wehrhafte Beute zu überwältigen. Schätzungen zufolge gehört seine Bisskraft zu den höchsten im gesamten Tierreich. Nach einem üppigen Mahl kann der Hai zudem wochenlang ohne weitere Nahrung auskommen. Eine große Robbe etwa liefert so viele Kalorien, dass der Räuber damit bis zu einem Monat seinen Energiebedarf decken kann.

Fortpflanzung des Weißen Hais

Die Fortpflanzungsbiologie des Weißen Hais ist in vieler Hinsicht außergewöhnlich und bis heute nicht vollständig erforscht. Fest steht, dass diese Art erst sehr spät die Geschlechtsreife erreicht: Männliche Tiere mit rund 26 Jahren, weibliche sogar erst im Alter von etwa 33 Jahren. Über das Paarungsverhalten in freier Wildbahn ist kaum etwas bekannt. Narben an den Brustflossen mancher Weibchen deuten darauf hin, dass die Männchen ihre Partnerinnen bei der Paarung – wie auch von anderen Haien bekannt – mit einem Bissgriff festhalten.

Weiße Haie sind ovovivipar: Die befruchteten Eier bleiben im Mutterleib, und die Embryonen schlüpfen noch vor der Geburt aus der Eihülle. Die Jungtiere werden also voll entwickelt und lebend geboren. Während der Embryonalentwicklung ernähren sich die ungeborenen Haie zunächst vom Dotter ihrer Eier und später von sogenannten Nähreiern – unbefruchteten Eiern, die das Muttertier im Uterus produziert, um die Jungen zu versorgen. Die genaue Tragzeit ist unbekannt, doch Schätzungen gehen von mindestens zwölf Monaten aus. Pro Wurf bringt ein Weibchen meist nur wenige Nachkommen zur Welt, in der Regel zwischen zwei und zehn Jungtieren.

Die geborenen Jungtiere (Junghaie) sind mit etwa 120 bis 150 Zentimetern Länge und 25 bis 30 Kilogramm Gewicht bereits erstaunlich groß. Dennoch magern sie in den ersten Wochen etwas ab, während sie eigenständig jagen lernen. Junge Weiße Haie halten sich bevorzugt in küstennahen Aufwuchsgebieten auf, wo sie kleinere Fische und Kalmare erbeuten und vor großen Räubern relativ sicher sind. Mit dem Heranwachsen verlagern sie ihre Streifzüge allmählich in tiefere Gewässer und wagen sich an immer größere Beute, bis sie schließlich das Jagdspektrum der erwachsenen Tiere erreichen.

Der Weiße Hai gehört zu den langlebigsten Fischarten. Einzelfunde deuten darauf hin, dass manche Exemplare über 70 Jahre alt werden können. Die Kombination aus hoher Lebenserwartung, spätem Fortpflanzungsbeginn und geringer Nachkommenzahl hat zur Folge, dass die Bestände nur sehr langsam wachsen. Im Laufe eines langen Lebens bringt ein Weibchen nur wenige Würfe hervor, was für Fische äußerst untypisch ist. Mit seinen besonderen Eigenschaften in Lebensweise, Ernährung und Fortpflanzung verkörpert der Weiße Hai einen einzigartigen Spitzenräuber der Meere. Zugleich steht er sinnbildlich für die ungebrochene Faszination, die von den Ozeanen und ihren großen Jägern ausgeht.

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