Schlitzaugenhai Loxodon macrorhinusi erstmals auf der Great Chagos Bank nachgewiesen

Erster Nachweis des Sliteye-Hais in Chagos’ Tiefsee-Seegras: neuer Hotspot, 640.000 km² großes Schutzgebiet bestätigt Wirkung, Forschung und Schutzbedarf steigen.

Ronny K26. August 2025
Schlitzaugenhai loxodon macrorhinus

Auf der Great Chagos Bank, der größten Korallenatoll-Struktur der Welt, ist der Sliteye-Hai (Loxodon macrorhinus) erstmals dokumentiert worden. Der Fund erweitert das bekannte Verbreitungsgebiet dieser auf der Vorwarnliste stehenden Art und unterstreicht die ökologische Bedeutung des Chagos-Archipels und seines großflächigen Meeresschutzgebiets.

Tief gelegene Seegraswiesen als Hotspot der Biodiversität

Die jüngsten Sichtungen gelangen in bislang unerforschten Seegraswiesen am Südrand der Great Chagos Bank. Zwei Individuen wurden in nur 11 Kilometern Abstand in 23 bis 29 Metern Tiefe nachgewiesen—mit BRUV-Systemen (Baited Remote Underwater Video), die Meerestiere ohne menschliche Störung anlocken und aufzeichnen.

Der nach seinen schmalen, schlitzartigen Augen benannte Sliteye-Hai ist für schwaches Licht optimiert und fühlt sich sowohl in tieferen, dämmrigen Zonen als auch in klarem Flachwasser wohl. Angesichts seines weiten Verbreitungsgebietes halten Forschende es für unwahrscheinlich, dass die Art im Chagos-Archipel selten ist.

„Die Entdeckung des Sliteye-Hais im Chagos-Archipel war unglaublich spannend. Sie zeigt, wie viel wir über Tiefsee-Seegrasökosysteme und ihre Rolle für die Meeresbiodiversität – besonders in abgelegenen Regionen des Indischen Ozeans – noch lernen müssen.“ – Charlotte Oulton, Swansea University

Zufallsfund: ausgedehnte Seegraswiesen in 25–30 Metern Tiefe

Die weitläufigen Seegraswiesen wurden entdeckt, als Forschende eigentlich die Wanderungen Grüner Meeresschildkröten per Satellit verfolgten. Überraschend war nicht nur die Tiefe von 25 bis 30 Metern, sondern auch die Vielfalt des Lebensraums: Über 110 Fischarten und nun auch der Sliteye-Hai nutzen die Wiesen als Nahrungsoase und Schutzraum.

Schutzbedarf einer Art unter Druck

Für den Sliteye-Hai wird ein Bestandsrückgang von bis zu 29 % in den kommenden 15 Jahren prognostiziert – vor allem durch Fischereidruck. Der aktuelle Nachweis wirft wichtige Fragen zu Häufigkeit, Lebensraumnutzung und Schutzprioritäten auf und betont die Dringlichkeit, tiefer gelegene Lebensräume gezielt zu erforschen und zu sichern.

Gemeinschaftsprojekt für Kartierung und Habitatmodellierung

Die Befunde stammen aus Erhebungen Ende 2024 und sind Teil eines Gemeinschaftsprojekts der Swansea University mit internationalen Partnern, finanziert von der Bertarelli Foundation (Indian Ocean Marine Science Programme). Ziele sind die Kartierung der aktuellen Seegrasbedeckung, die Modellierung geeigneter Habitate und die Bewertung der ökologischen Bedeutung dieser Tiefsee-Seegrasökosysteme im gesamten Archipel.

Große Schutzgebiete wirken – Beispiel Chagos

Eine neue Studie zeigt, dass großflächige Meeresschutzgebiete wandernde Arten wie Meeresschildkröten, Mantarochen und Seevögel über weite Teile ihres Lebenszyklus wirksam schützen können. Das Schutzgebiet im Chagos-Archipel umfasst derzeit 640.000 km².

„Sehr große Meeresschutzgebiete sind zentral, um internationale Ziele wie 30 % Schutz bis 2030 zu erreichen. Unsere Ergebnisse belegen den Wert des VLMPA im Chagos-Archipel für den Schutz einer Vielzahl großer, mobiler Meeresarten.“ – Dr. Alice Trevail, University of Exeter

Was der Souveränitätswechsel bedeutet

Mit dem erwarteten Übergang des Chagos-Archipels an Mauritius gewinnen die Ergebnisse beider Studien zusätzlich an Relevanz. Sie liefern nicht nur starke Evidenz für den Wert des Schutzgebiets, sondern markieren auch Prioritätszonen für einen langfristigen Schutz, um die Zukunft der marinen Megafauna zu sichern.

Quellen

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